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Erinnerungen einer Fehntjerin

Das Tagebuch


Wir planen einen Tag für die Moldauklöster und Umgebung ein, und es hat sich gelohnt.


Im Laufe des Tages kommen wir zu einem Nonnenkloster, wo wir wieder etwas Außergewöhnliches erleben.


Die Malereien an den Außenmauern sind beeindruckend, noch sehr gut erhalten. Plötzlich spricht uns eine junge Nonne an, in fast akzentfreiem Deutsch. Sie fragt, ob sie uns behilflich sein darf. Darf? Wir sind hocherfreut, haben zufällig auch keine Dolmetscherin mit. Zunächst möchten wir wissen, woher sie ihre Deutschkenntnisse hat. Wir staunen, sie hat sich alles selber beigebracht, wir können es kaum glauben. Es kämen doch viele Touristen, da möchte sie helfen können. Jetzt sei sie dabei, die englische Sprache zu erlernen. Sie erklärt uns, wie es mit Hilfsmitteln möglich sei. Trotzdem ist es schon bemerkenswert.


Danach können wir davon profitieren, daß sie alles über die Klöster weiß, Alter, Bedeutung der Malereien, und und und.


Wir bemerken, daß die anderen Nonnen damit beschäftigt sind, eine Art Tribüne mit Blumen zu schmücken, immer mehr werden in Körben herbeigetragen. Wir erfahren, daß es Vorbereitungen für den morgigen Festgottesdienst sind, es sei einer der vielen Feiertage der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, es werde ein hoher Würdenträger kommen.


Wir hören ein klapperndes Geräusch, sehen einige Nonnen mit Holzstangen von Haus zu Haus gehen, wir erfahren, daß auf diese Art die Nonnen zum Gebet gerufen werden. Sie schlagen die Stangen gegeneinander und erzeugen so dieses Geräusch.


Jetzt sind wir nur störend, verabschieden uns, nicht ohne ein ganz herzliches Dankeschön auszusprechen.


Wir lernten eine außergewöhnliche Frau kennen, die dazu noch sehr schön ist. Ich bedaure es, kein Photo gemacht zu haben.


An diesem Tag sind wir reich belohnt worden.

 
 
 

Wir verlassen Irkutsk und den Baikalsee und fliegen wieder über unendliche Weiten Richtung Süden nach Usbekistan. Unser erstes Ziel ist Taschkent an der „Seidenstraße“. Wir sind in einer anderen Welt, im Orient, wir können uns nicht sattsehen an der Pracht der Bauten, dem Wunder Untergrundbahn, der Farbenpracht der Moscheen, der Medressen, der Minarette.

Aber ich möchte wieder über die Begegnung mit Menschen berichten, die diesmal außerordentlich ist.

Unser Hotel liegt etwas außerhalb des Zentrums, es reizt uns, von dort aus zu Fuß die Umgebung zu erkunden. Wir sind wieder zu dritt, eine Freundin und unsere Reisebegleiterin. Es ist der vorletzte Tag unseres Aufenthaltes , nachdem wir noch in Samarkand eine Besichtigungstour gemacht hatten.

Wir spazieren durch die schmalen Gassen, an kleineren Häusern vorbei, bis wir zu einem Haus kommen, vor dem ein Mann, etwas dunkelhäutig, an seinem Auto herumwerkelt. Daneben steht ein kleiner Junge, hellhäutig, hellblond. "Den könnten wir bei uns auf den Deich stellen, er würde nicht auffallen" bemerke ich zu meiner Freundin. Wir sind neugierig geworden und beginnen ein Gespräch. Inzwischen ist eine junge Frau aus dem Haus gekommen, rothaarig, mit sehr heller Haut, wie man es von Irland kennt, hat auf dem Arm ein hellblondes kleines Mädchen. Wir fragen nach und bekommen die Erklärung. Der Mann ist Tadschike, die Frau Russin aus Moskau, das ergibt diese hellblonden Kinder.

Wir unterhalten uns weiter, werden ausgefragt, was uns gut und was weniger gut gefallen hätte auf der Reise. Beide sind wir nicht damit einverstanden, daß es in jedem Hotel nur europäisches Essen gibt, wir hätten so gern landestypisches Essen kennenlernen wollen.

Die beiden sprechen kurz miteinander, laden uns dann ein, am nächsten Tag am Spätnachmittag wiederzukommen zum Abendessen, sie würden für uns kochen.

Bei unserer Ankunft am nächsten, letzten Tag steht der Mann in der Küche und bereitet das Essen vor. Wir müssen helfen, Zwiebeln schneiden, bekommen genaue Anweisung, wie wir die Zwiebeln an dem „Schwänzchen“ festhalten müßten….

Dann bekommen wir eine große Schüssel Reis vorgesetzt, da müssen die schlechten Körnerherausgesucht werden. Wir wundern uns, als es immer später wird und wir noch längst nicht fertig sind. Immerhin braucht der Reis seine Zeit, um gar zu werden. Es ist längst dunkel, als man uns hinausbittet. Und da gibt es die große Überraschung…draußen im Innenhof steht ein langer Tisch, wunderschön gedeckt, mit köstlichen Kleinigkeiten, und natürlich darf der Wodka nicht fehlen. Am Tisch sitzen mindestens 20 Personen, die uns erwartungsvoll ansehen.

Es ist eine bunte Gesellschaft, tadschikisch, mongolisch, russisch, deutsch, es wird gegessen, getrunken, gesungen, Kinder laufen herum, ich mache viele Photos.

Für mich gibt es dann noch ein besonderes Erlebnis, etwas peinlich, ich werde es trotzdem erzählen.

Irgendwann bitte ich die Hausfrau, sie möge mir ein bestimmtes Örtchen zeigen. Ich bin auf alles gefaßt, war viel in südlichen Ländern mit einer anderen Kultur. Es ist angeblich kein Problem, sie winkt mir , mitzukommen. Inzwischen ist es stockdunkel, kein Licht im Garten. Doch ein Licht, die Hausfrau holt eine Schachtel mit Streichhölzern und leuchtet mir den Weg in den Garten. Nachdem sie etliche Hölzchen verbraucht hat, landen wir bei einem Schuppen, vielleicht sechs mal vier Meter groß. In der Mitte befindet sich ein Loch, rechteckig, die Frau zeigt darauf, steht mit dem brennenden Streichholz daneben. Da bin ich doch ein wenig verwirrt, muß mich aber ja entscheiden. Ich hocke mich also über das Loch, bringe die Sache so gut es geht mit gerafftem Rock und anderen Kleidungstücken hinter mich. Der Rückweg ist dann leichter. Was mich erstaunt ist die Tatsache, daß ich nicht den geringsten unangenehmen Geruch gespürt habe. Andere Länder, andere Sitten, immerhin bin ich in Taschkent.

Irgendwann gegen Mitternacht geht der wunderschöne Abend dem Ende zu, nach vielen Umarmungen und etwas Bedauern gehen wir zurück zum Hotel, wo wir eine fröhliche Schar vorfinden. Sie wissen nicht, was sie versäumt haben, eine Hotelbar findet man überall.

Am nächsten Morgen im Flugzeug gibt es noch eine Überraschung, unsere Gastgeberin mit der kleinen Tochter sitzt vor uns, auch auf der Reise nach Moskau, zu Verwandten. Wir haben noch Gelegenheit, uns bei ihr zu bedanken, sie freut sich über das Spielchen, das sie mit uns aufgeführt hat. Wir erfahren noch, daß ihre Freunde und Verwandten mitgemacht haben.

In Moskau die letzte Verabschiedung, dann müssen wir uns um meine Schwägerin kümmern. Sie ist noch etwas schwach, kann aber mit uns zurück, hatte auch einige Abenteuer zu bestehen.

Zu Haus angekommen klingt diese Reise noch sehr lange nach, noch heute kann ich mich an viele Einzelheiten erinnern. Rußland ist eine Reise wert!

 
 
 

Eine weitere Begebenheit liegt Jahre zurück, sie ist auch in meinem Gedächtnis geblieben.


Ich bin in Leer auf dem Bahnhof, komme aus der Tür, möchte in die Stadt. Ich habe mich etwas „aufgebrezelt“, wie man in Kärnten sagt, mit meinem schönen Mantel, Hut, Schnürstiefeln, Handtasche…


Plötzlich steht ein junger Mann vor mir, lächelt mich an und sagt:


„ Du siehst aus wie eine Königin“ !  Ich muß lachen und antworte : "Ja, so fühle ich mich auch“. "Und ich bin der Prinz," ergänzt er noch. Sein Äußeres entspricht nicht gerade dem eines Prinzen, ich stimme ihm aber zu. Ich gehe die Treppe hinunter und dann Richtung Stadt, er bleibt wie selbstverständlich an meiner Seite. Ich weiß nicht mehr, wie lange, irgendwann hat er sich verabschiedet. Ob er sich auch noch daran erinnert?


Es wäre schön zu wissen...

 
 
 
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