Erlebnisse auf Reisen: San Francisco
- hillehoek
- 25. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. März
Besuch bei Howard

Wir, meine Tochter Hille und ich, fliegen zu Beginn der Sommerferien von Amsterdam nach Chicago, wo wir von David abgeholt werden, der fast ein Jahr bei uns als Austauschschüler war.
Es gibt eine stürmische Begrüßung, er wird für die nächsten Wochen unser „Fremdenführer“ sein.
Wir fahren mit einem VW-Bulli Richtung Westen, streifen Iowa und Illinois, wo wir Nachfahren der Familie Hoek besuchen. Über South Dakota, Wyoming, Salt Lake City geht es über den großen Salzsee weiter nach Nevada, endlich auf der Küstenstraße 101 bis nach Kalifornien.
An einem Freitag kommen wir endlich in San Francisco an, nach vielen Meilen Fahrt durch den „Wilden Westen“. Jetzt müssen wir nur noch die Wohnung von Howard finden, nicht so leicht in der Riesenstadt, obwohl wir die Adresse haben. Es gelingt uns nach einigem Suchen.
An der Tür hängt ein Zettel, „Meinen Freunden, ich komme gleich wieder“.
Gezwungenermaßen müssen wir warten, und bald kommt Howard, offensichtlich hat er eingekauft. Die Begrüßung ist herzlich, wir sind etwas irritiert, weil er David die Hand gibt, uns Frauen aber nicht, er nimmt uns aber herzlich in den Arm. Später erfahren wir, daß ein orthodoxer Jude Frauen nicht die Hand geben darf, sie könnten ja „unrein“ sein, wie auch immer. Wir fragen nicht weiter nach, setzen uns an den Tisch, auf dem Howard das Abendessen schon vorbereitet hat.
Wieder sind wir etwas verwundert, offensichtlich gibt es unterschiedliche Mahlzeiten, eine für ihn und eine andere Mahlzeit für uns, wir fragen nicht nach.
Bevor wir beginnen, kommt zunächst eine Zeremonie nach orthodoxer Sitte, wir sehen mit Interesse zu.
Ich kann es nicht mehr genau beschreiben, jedenfalls steht Howard auf, murmelt etwas Ähnliches wie ein Gebet, setzt sich wieder, murmelt wieder etwas, steht wieder auf, es wiederholt sich ein paarmal. Zwischendurch beschäftigt er sich mit einer Schnur, liest etwas aus einem Büchlein, es kommen noch andere Bewegungen dazu, die Zeremonie dauert wohl 10 Minuten…
Endlich gibt er uns ein Zeichen, wir können auch mit dem Essen beginnen, er hat schon etwas zwischendurch gegessen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was wir gegessen haben. Später fiel uns ein, daß seine Mahlzeit ja „koscher“ sein muß. Wir haben dann auch nicht weiter nachgefragt, wollten den morgigen Tag besprechen, Howard wäre ja ein passender Fremdenführer.
Da kommt die nächste Verwunderung. Der nächste Tag ist ein Sonnabend, also ein Sabbath. Da darf er das Haus nicht verlassen! Große Enttäuschung bei uns. Nach und nach erfahren wir, was ihm auch sonst noch verboten ist . Er darf kein elektrisches Licht ausschalten am Abend, er darf keinen Zucker essen am Sabbath, obwohl er Schokolade essen darf, was wir nun wieder nicht verstehen können. Es waren noch ein paar absonderliche Dinge, die er beachten mußte, und die ich in meinem Tagebuch vermerkt habe. Das liegt leider zu Haus in Ostfriesland im Sekretär…
Es verwundert uns dann doch, daß wir Frauen in seinem breiten Bett schlafen dürfen.
Am nächsten Morgen wird dann überlegt, was wir unbedingt sehen müssen, die Golden Gate Bridge, Fishermans Wharf, die Cable Cars, die steilen Straßen, es gibt so viel zu sehen, und zu erzählen. Wahrscheinlich sind wir noch eine Nacht dort geblieben. Dank unserer ausgezeichneten Karte haben wir alles ohne Mühe gefunden. Irgendwann kommt doch der Abschied, ein paar Tränen kann ich nicht verhindern, es war ein so schönes Erlebnis und gab einen Einblick in eine andere Welt.
Wir fuhren dann weiter Richtung Süden, über Los Angeles und bis nach San Diego, zur Grenze nach Mexiko. Die vielen schönen Erlebnisse von dort wieder über Denver nach Chicago wären reichlich Stoff für eine weitere Geschichte.
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