Erlebnisse auf Reisen: Taschkent
- hillehoek
- 23. März
- 3 Min. Lesezeit

Wir verlassen Irkutsk und den Baikalsee und fliegen wieder über unendliche Weiten Richtung Süden nach Usbekistan. Unser erstes Ziel ist Taschkent an der „Seidenstraße“. Wir sind in einer anderen Welt, im Orient, wir können uns nicht sattsehen an der Pracht der Bauten, dem Wunder Untergrundbahn, der Farbenpracht der Moscheen, der Medressen, der Minarette.
Aber ich möchte wieder über die Begegnung mit Menschen berichten, die diesmal außerordentlich ist.
Unser Hotel liegt etwas außerhalb des Zentrums, es reizt uns, von dort aus zu Fuß die Umgebung zu erkunden. Wir sind wieder zu dritt, eine Freundin und unsere Reisebegleiterin. Es ist der vorletzte Tag unseres Aufenthaltes , nachdem wir noch in Samarkand eine Besichtigungstour gemacht hatten.
Wir spazieren durch die schmalen Gassen, an kleineren Häusern vorbei, bis wir zu einem Haus kommen, vor dem ein Mann, etwas dunkelhäutig, an seinem Auto herumwerkelt. Daneben steht ein kleiner Junge, hellhäutig, hellblond. "Den könnten wir bei uns auf den Deich stellen, er würde nicht auffallen" bemerke ich zu meiner Freundin. Wir sind neugierig geworden und beginnen ein Gespräch. Inzwischen ist eine junge Frau aus dem Haus gekommen, rothaarig, mit sehr heller Haut, wie man es von Irland kennt, hat auf dem Arm ein hellblondes kleines Mädchen. Wir fragen nach und bekommen die Erklärung. Der Mann ist Tadschike, die Frau Russin aus Moskau, das ergibt diese hellblonden Kinder.
Wir unterhalten uns weiter, werden ausgefragt, was uns gut und was weniger gut gefallen hätte auf der Reise. Beide sind wir nicht damit einverstanden, daß es in jedem Hotel nur europäisches Essen gibt, wir hätten so gern landestypisches Essen kennenlernen wollen.
Die beiden sprechen kurz miteinander, laden uns dann ein, am nächsten Tag am Spätnachmittag wiederzukommen zum Abendessen, sie würden für uns kochen.
Bei unserer Ankunft am nächsten, letzten Tag steht der Mann in der Küche und bereitet das Essen vor. Wir müssen helfen, Zwiebeln schneiden, bekommen genaue Anweisung, wie wir die Zwiebeln an dem „Schwänzchen“ festhalten müßten….
Dann bekommen wir eine große Schüssel Reis vorgesetzt, da müssen die schlechten Körnerherausgesucht werden. Wir wundern uns, als es immer später wird und wir noch längst nicht fertig sind. Immerhin braucht der Reis seine Zeit, um gar zu werden. Es ist längst dunkel, als man uns hinausbittet. Und da gibt es die große Überraschung…draußen im Innenhof steht ein langer Tisch, wunderschön gedeckt, mit köstlichen Kleinigkeiten, und natürlich darf der Wodka nicht fehlen. Am Tisch sitzen mindestens 20 Personen, die uns erwartungsvoll ansehen.
Es ist eine bunte Gesellschaft, tadschikisch, mongolisch, russisch, deutsch, es wird gegessen, getrunken, gesungen, Kinder laufen herum, ich mache viele Photos.
Für mich gibt es dann noch ein besonderes Erlebnis, etwas peinlich, ich werde es trotzdem erzählen.
Irgendwann bitte ich die Hausfrau, sie möge mir ein bestimmtes Örtchen zeigen. Ich bin auf alles gefaßt, war viel in südlichen Ländern mit einer anderen Kultur. Es ist angeblich kein Problem, sie winkt mir , mitzukommen. Inzwischen ist es stockdunkel, kein Licht im Garten. Doch ein Licht, die Hausfrau holt eine Schachtel mit Streichhölzern und leuchtet mir den Weg in den Garten. Nachdem sie etliche Hölzchen verbraucht hat, landen wir bei einem Schuppen, vielleicht sechs mal vier Meter groß. In der Mitte befindet sich ein Loch, rechteckig, die Frau zeigt darauf, steht mit dem brennenden Streichholz daneben. Da bin ich doch ein wenig verwirrt, muß mich aber ja entscheiden. Ich hocke mich also über das Loch, bringe die Sache so gut es geht mit gerafftem Rock und anderen Kleidungstücken hinter mich. Der Rückweg ist dann leichter. Was mich erstaunt ist die Tatsache, daß ich nicht den geringsten unangenehmen Geruch gespürt habe. Andere Länder, andere Sitten, immerhin bin ich in Taschkent.
Irgendwann gegen Mitternacht geht der wunderschöne Abend dem Ende zu, nach vielen Umarmungen und etwas Bedauern gehen wir zurück zum Hotel, wo wir eine fröhliche Schar vorfinden. Sie wissen nicht, was sie versäumt haben, eine Hotelbar findet man überall.
Am nächsten Morgen im Flugzeug gibt es noch eine Überraschung, unsere Gastgeberin mit der kleinen Tochter sitzt vor uns, auch auf der Reise nach Moskau, zu Verwandten. Wir haben noch Gelegenheit, uns bei ihr zu bedanken, sie freut sich über das Spielchen, das sie mit uns aufgeführt hat. Wir erfahren noch, daß ihre Freunde und Verwandten mitgemacht haben.
In Moskau die letzte Verabschiedung, dann müssen wir uns um meine Schwägerin kümmern. Sie ist noch etwas schwach, kann aber mit uns zurück, hatte auch einige Abenteuer zu bestehen.
Zu Haus angekommen klingt diese Reise noch sehr lange nach, noch heute kann ich mich an viele Einzelheiten erinnern. Rußland ist eine Reise wert!
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