Erlebnisse auf Reisen: Oxford
- hillehoek
- 25. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Ich lerne Howard kennen...

Anfang der Achtzigerjahre, Oxford, Jugendherberge. Eine Kollegin und ich begleiten eine Mädchenklasse des Teletta-Groß-Gymnasiums während einer Klassenfahrt nach England. Nach London sind wir jetzt in Oxford, der alten Universitätsstadt. Nach Besichtigungen sitzt man abends in einem Gemeinschaftsraum zusammen, spricht über die Ereignisse des Tages, nimmt nach Möglichkeit Kontakt zu anderen jungen Reisenden auf. Es fällt mir ein junger Mann auf, allein an einem Tisch sitzend, etwas ungewöhnlich gewandet, bedeckt mit einer Kippa.
Ich werde neugierig und setze mich zu ihm, schnell entwickelt sich ein Gespräch, auf englisch ohne Probleme. Er erzählt und erzählt, ist sehr mitteilungsfreudig. . Ich erfahre, daß er soeben an seine Eltern in San Francisco schreibt, in der winzigsten Handschrift, die ich je gesehen habe. Sie sollten erfahren, daß er anschließend an England noch Deutschland besuchen wolle, und daß seine Schwester noch in Dänemark sei und er sich vorher dort mit ihr treffen wolle. Ich komme immer mehr ins Staunen und frage natürlich viel.
Es stellt sich heraus, daß Howard aus einer wohl reichen jüdischen Familie stammt, die in San Francisco wohnt und es sich leisten kann, ihre Kinder auf Reisen zu schicken. Er käme jetzt gerade aus Israel, um dort das orthodoxe Judentum zu studieren, er möchte so leben, mit allen Sitten und Gebräuchen und den religiösen Vorschriften. Seine Eltern seien daran nicht interessiert.
Damals ahnte ich noch nicht, wie nah wir später alles kennenlernen durften.
Wir würden uns am nächsten Tag trennen müssen, es wurden Adressen und Telefonnummern ausgetauscht, wir versprachen, ihn auf unserer Amerikarundreise zu besuchen. Ich hatte ihm von unseren Plänen erzählt.
Es gab einen herzlichen Abschied, Howard reiste zu seiner Schwester nach Dänemark, wir wieder nach Haus, nach vielen schönen Erlebnissen in Oxford und Umgebung.
Zu Haus widmeten wir uns unseren Reisevorbereitungen, und die Erinnerungen an England verblaßten etwas, ich dachte selten an Howard.
Comments